Living Containers

Maren Klamser

Ettore Sottsass hatte für die Ausstellung Italy: „The New Domestic Landscape“ im Museum of Modern Arts in New York banale Wohncontainer entworfen, kompatible Boxen fürs Kochen, Schlafen, Waschen. Sein Ziel ist es Möbel zu machen, die ausdrücklich keinen interessieren, die jede Freude am Besitz schal werden lassen, die den Menschen Freiheit für ihre Kreativität lassen. Denn, so lautet die Parole, herkömmliche Häuser seien Gräber der Erinnerungen, ihre Bewohner folglich scheinlebend. Sottsass verwendet eine Art Container als Möbel für einen Wohnort und nutzt die Idee der Selbstversorgung an einem minimalen Ort. Jeder Teil eines klassischen Hauses ist in einem dieser Container enthalten, ein Fach enthielt eine Küche, ein anderes einen Sitz/Bett, einen Kleiderschrank, eine Toilette, ein Schreibtischsystem und sogar eine Jukebox. Seine Abteilungen waren alle miteinander verbunden, um Wasser und Strom für jede Einheit bereitzustellen. Die Behälter können dank der Rollen leicht bewegt und ausgetauscht werden. Seine Idee war die Möglichkeit, starre Strukturen im Wohnbereich zu beseitigen, um einen eigenen neuen Ort zu schaffen und seine Mitarbeiter dorthin zu transportieren, wo und wann immer er wollte.

Auch wenn Sottsass Entwürfe oft utopisch und dem Konsum abgewendet waren, so würde ich behaupten, dass sein Entwurf für die Ausstellung im Museum of Modern Arts durchaus zukunftsorientiert und realistisch war. Besonders Fragen wie „Wie viel Platz braucht der Mensch, um komfortabel zu wohnen? Können gemeinschaftliche Designprozesse individuelle Räume schaffen?, Wie kann Architektur das urbane Leben auf kleinster Fläche verbessern?“ sind Fragen, die uns bereits jetzt und in nächster Zukunft beschäftigen werden. In dem Maße, in dem wir die natürlichen Ressourcen erschöpfen und die Umwelt der Erde verunreinigen, kann es durchaus notwendig sein, dass die gesamte Menschheit zukünftig nach Sottsass Entwürfen in modularen, kleinen, flexiblen Räumen leben wird, die Strom und Wasser teilen.

Im Laufe des 21. Jahrhunderts schrumpft unser Lebensraum. In Großstädten wie Tokio und Shanghai existieren seine Konzepte bereits, beispielsweise die MINI LIVING Urban Cabin. Sie ist ein temporäres Zuhause, ausgerichtet nach den Bedürfnissen der Stadtbewohner auf nur 15 Quadratmetern. Sie bestehen aus drei formalen Elementen. Die beiden äußeren Bausteine bilden Wohn- und Schlafbereich auf der einen Seite, sowie Bad und Küche auf der anderen und einen „leeren Raum“ den es individuell zu gestalten gilt. „In ihrem Ansatz adressieren die Cabins nicht nur schwindenden Wohnraum, steigende Preise und damit abnehmende Lebensqualität in den Innenstädten, sondern auch das global zunehmend gleichförmigere Erscheinungsbild von Architektur und den damit einhergehenden Verlust von kultureller Identität und Varianz.“(1)